Es ist der Boden.
Leithakalk und Schiefer.

10 Dinge, die man über Leithaberg wissen muss

20. Aug 2023

1. Die große Klammer.

Nicht nur sinnbildlich umfasst das Gebiet eine große Klammer. Eingefasst zwischen Leithagebirge und Neusiedler See profitiert die Region von starken klimatischen Gegensätzen.

Während der Neusiedler See, größter Steppensee Europas, Naturjuwel und Nationalparkgebiet, als Wärmespeicher dient, sind die bewaldeten Hangrücken des Leithabergs einerseits schützende Wetterscheide, andererseits bringen sie kühle Winde als herben Gegenpol zur Luft des Sees.
Der Klimaregulator See kann also wettertechnisch stabilisieren und sorgt vor allem im Herbst für lange Reifeperioden. Die Kontraste von warmer Luftmasse und kühlen Strömungen bilden beste Voraussetzungen für spannungsgeladene und finessenreiche Weine. Gegensätze, die man schmecken kann.

2. Mehr Meer als man glaubt.

Dass Leithaberg am Meer liegt, scheint Vielen an den Haaren herbeigezogen. Soweit, wie man meint, ist es dann aber gar nicht weg. Oft reicht ein sprichwörtlicher Steinwurf. Schaut man in den Weingärten genauer hin, entdeckt man auf manch einem Kalkstein deutliche Fossileinschlüsse. Auf den beinahe weißen, kühlen und kargen Böden kann man also Muscheln sammeln – am Berg eben.

Vor mehreren Millionen Jahren war das Gebiet vom Urmeer, „Parathetys“ genannt, überflutet. Erhebungen, die aus dem Meer ragten, blieben kalkfrei und sind heute als „Schieferinseln“ mit dunklem, warmem und extrem hartem Gestein, bekannt.

Rund um diese Inseln lagerten sich, als sich das Meer zurückzog, Kalk und Sedimente ab. Sie sind bis heute steinalte Zeitzeugen aus einer rund 5 Millionen Jahre vergangenen Zeit, an der Leithaberg am Meer lag.

3. Grenzenlos gedacht.

Grenzen auf Basis von Verwaltungsbezirken zu definieren, schien den Winzern am Leithaberg wenig sinnvoll, geht es beim Weinmachen doch um Geologie und Klima, nicht um Katastralgemeinden und Ortsflächen. Dementsprechend zog man bei der Gründung des DACs im Jahr 2010 nicht die bisherigen Gebietsgrenzen, sondern die natürlichen regionalen Gegebenheiten heran, um das DAC flächentechnisch zu definieren. Bodenstrukturen von Kalk und Schiefer, die Lage zwischen Neusiedler See und Leithagebirge waren somit die Parameter zur Wahl der mittlerweile 17 Gemeinden. Man hat somit die Grenzen nicht nur neu gedacht, sondern auch neu gemacht.

4. Das kleinste gemeinsame Vielfache – die Gebietsweine vom Leithaberg.

Ein mathematischer Begriff, der ziemlich genau ausdrückt, worum es bei den Gebietsweinen geht: Typizität und Sortencharakter, beeinflusst durch die geologischen Besonderheiten hier am Leithaberg, in den Weinen zu zeigen. Trinkfreudig und elegant sind sie der gemeinsame Nenner der Region.

Die Ortsweine – stets als Reserven ausgebaut – vertiefen die Herkunftsidee und zeigen eindrucksvoll, wie maßgeblich einige wenige Kilometer das Geschmacksbild prägen. So schmecken Weine, in umittelbarer Seenähe gelesen deutlich anders, als Weine von See abgewandten Lagen. 19 Ortsweine (17 Gemeinden samt den Eisenstädter Bezirken Kleinhöflein und St. Georgen) ermöglichen damit eine spannende sensorische Reise durch das Gebiet.

5. Eine Idee mit Individualität. Riedenweine.

So ident die Idee, die Einzigartigkeit des Gebiets in die Flasche zu bringen, so individuell sind die Interpretationen. Auf mittlerweile 54 Einzellagen wächst die Essenz der Region.
Seit Generationen gehegte oder liebevoll und arbeitsintensiv rekultivierte Anlagen machen erkostbar, was oftmals bereits die Urgroßeltern erkannt haben: Diese exponierten Rieden auf kargen Leithakalk- und Schieferböden bringen die absoluten Topweine der Region hervor.
Was aber wären die Reben ohne die Pflege, was wären die Weine ohne die Menschen dahinter. Es ist das Zusammenspiel, das als „Herkunft“ eine Stilistik prägt. Als Spiegel des Gebiets unterstreicht sie die Lebensart und lässt dennoch genug Freiraum für die Gestaltung durch jeden Einzelnen: So tragen die Weine neben dem gemeinsamen Leithaberg-Schriftzug vor allem auch die persönliche Handschrift ihres Winzers.

6. Blaufränkisch, aber warum?

Traditionsreich, historisch regional verwurzelt, ausbaufähig. Die rote Rebsorte macht sowohl klassisch angelegt, aber vor allem auch als Lagenwein richtig Spaß. Unterschiedliche Expositionen der Rieden, Ausrichtung und Bodenzusammensetzung – bei bedachter Vinifikation zeigt Blaufränkisch viele spannende und vor allem unterschiedliche Variationen: Dunkelbeerig, würzig, kräftig, mit zunehmender Reife dann unfassbar elegant – stets aber spiegelt er seine Herkunft in unschlagbarer Weise und ist neben den vier zugelassenen Weißen DIE Rote Leithaberg Sorte. Also warum? Darum!

7. Grüner Veltliner: Salz oder Pfeffer.

Wer die Wahl hat, hat oft auch die Qual. Die Rebsortenauswahl für das DAC hier am Leithaberg war viel offensichtlicher, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Historisch tief verankert in der Region war klar, dass Grüner Veltliner Teil der Sortenfamilie sein muss.
Auf vorwiegend Schieferböden wächst er hier seit Jahrzehnten. Alte Rebanlagen sind es auch, die das große Potential der Sorte zeigen.

Pfeffer? Findet man hier kaum. Vielmehr sind es elegante Aromen nach gelbem Kernobst wie Quitte oder Birne und rauchiger Reduktion vom Schiefer, die mit Eleganz und Finesse bestechen. Sind in der Jugend die Unterschiede meist noch deutlicher schmeckbar, tritt die Sortencharakteristik mit zunehmender Reife meist in den Hintergrund und offenbart eine gebietstypische und vor allem sortenübergreifende Stilistik, die mit einzigartigem Profil als salziger Leithaberg weiß in Erinnerung bleibt.

8. Neuburger. Nicht neu. Umso besser.

Ganz und gar nicht neu ist der Neuburger hier am Leithaberg. Die alte autochthone österreichische Sorte passt hier heute ebenso, wie vor hundert Jahren. Während die Rebfläche in den vergangenen zwanzig Jahren zurückging, werden nun alte Anlagen rekultiviert und neu ausgepflanzt. Die herzhaften Trauben fühlen sich auch auf kargem Kalk wohl und verblüffen mit fruchtig blumigen, mit zunehmender Komplexität auch finessenreich nussigen Aromen. Die eleganten Neuburger erinnern oftmals auch an Burgunder und dürfen in der Weißweinfamilie am Leithaberg keinesfalls fehlen.

9. Profunder Burgunder.

Profund. Das sind sie, die Burgunder hier am Leithaberg. Sowohl Weißburgunder (Pinot Blanc), als auch Chardonnay sind allumfassende Alleskönner. Ob frisch und leichtfüßg als Gebietswein oder engmaschig und mineralisch als Orts- und Riedenwein. Ihre Mineralik ist das sprichwörtliche Salz, das für besondere Eleganz und Straffheit in den Burgundern vom Leithaberg sorgt. Was international zahlreiche Burgunderstilistiken zeigen, beweisen die Leithaberg weiß aus Weißburgunder und Chardonnay.

10. Der Wein zum Essen.

David gegen Goliath. Das klappt im Leben ebenso wenig wie am Tisch. Ist das Gericht noch so fein abgeschmeckt, wenn der Wein zu dominant daherkommt, hat die Aromenvielfalt am Gaumen keine Chance.
Die Leithabergstilistik mit ihrer geradlinigen, straffen und mineralischen Struktur gibt Wein-Essenspaarungen Rückgrat, stützt und unterstreicht.
Dezenter Holzeinsatz, elegante Fruchtnoten und feine Texturen sind es, die die Weine zu idealen Begleitern machen. Dabei passen sie – wie könnte es anders sein – nicht nur hervorragend zur pannonischen Küche, auch würzig-scharfe Speisen aus Asien und Fernost sind kongeniale Partner von Leithaberg weiß.
Dass gerade Blaufränkisch auch zum regionstypischen Gansl in all seinen Facetten, aber selbstredend auch zu Italienischem passt, müsste nicht extra erwähnt werden.
Leithaberg, der Wein zum Essen.

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